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Offener Brief

Farm to Fork-Strategie umsetzen, um Selbstversorgung zu sichern und Klima- und Artenschutz zu verbessern

Gemeinsamer Appell der deutschen und französischen Bio-Spitzenverbände

Paris und Berlin, 10.03.2022.

Sehr geehrte Damen und Herren Staats- und Regierungschefs,
sehr geehrte Damen und Herren Landwirtschaftsministerinnen und -minister,
sehr geehrte Frau Präsidentin der Europäischen Kommission,
sehr geehrter Herr Kommissar für Landwirtschaft,

der Krieg in der Ukraine rückt die Frage der strategischen Autonomie der Europäischen Union an oberste Stelle des Gipfeltreffens, das Sie heute und morgen in Versailles zusammenführt. Wir erinnern Sie an die Bedeutung der Ernährungssouveränität Europas, die in direktem Zusammenhang mit seiner Energiesouveränität steht.

Unser aktuelles Ernährungsmodell ist von einer Reihe von Importen abhängig, allen voran Stickstoffdünger. Allein 25 % der europäischen Versorgung mit Stickstoffdünger hängt von Russland und insbesondere vom russischen Gas ab, das für ihre Herstellung benötigt wird[1]. Die Preise für diese Düngemittel haben sich seit dem Sommer 2020 massiv erhöht und belasten die Einkommen der Landwirtinnen und Landwirte.

Wir warnen Sie daher vor den Risiken eines opportunistischen und rückwärtsgewandten Ansatzes, der lediglich unsere Abhängigkeit erhöht, ohne das Landwirtschaftsmodell der Europäische Union weiterzuentwickeln. Wir müssen gerade jetzt auf die Transformation des Sektors setzen.

Wir müssen Lebensmittel anders produzieren und nicht einfach nur mehr.

Wir müssen einen groß angelegten Umbau unserer Landwirtschaft und unserer Ernährung anpacken, der die Souveränität, aber auch die Ökologie, den Klimawandel und die sozialen Auswirkungen berücksichtigt.

Dieser Übergang muss zuerst beim Umbau der Tierhaltung ansetzten und damit beginnen aus der Intensivtierhaltung auszusteigen. In Frankreich werden mehr als 75 % des Stickstoffs für die Herstellung von Futtermitteln für Tiere in der Viehzucht verwendet, die 70 % der produzierten pflanzlichen Biomasse verbrauchen[2].

Parallel dazu müssen wir die Bio-Landwirtschaft ausbauen, da sie unsere Souveränität stärkt. Erstens sind alle chemisch-synthetischen Produktionsmittel tabu, insbesondere Stickstoffdünger, die von der konventionellen Landwirtschaft in großem Umfang importiert werden. Zweitens beruht er auf Praktiken, die auf die Autonomie der Bauernhöfe abzielen und gleichzeitig auf die großen Herausforderungen der Umwelt- und Klimakrise reagieren.

Die ökologische Landwirtschaft ist somit das erfolgreichste Modell, da es zwei große Herausforderungen gleichzeitig angeht: die Selbstversorgung mit Lebensmitteln und den ökologischen Wandel.

Wir fordern Sie daher auf, die Ziele der "Farm to Fork-Strategie“ weiter anzupacken. Sie ermöglicht, die allerersten Schritte dieses Umbaus einzuleiten, insbesondere durch die Entwicklung der ökologischen Landwirtschaft. Es geht jetzt darum, die Umsetzung dieser Strategie zu verstärken und zu beschleunigen, indem das gesamte Ökosystem der Agrar- und Ernährungswirtschaft mobilisiert wird: Die Bio-Ausbildung, -Forschung, -Finanzierung, -Beratung, -Wertschöpfungsketten und natürlich auch die Nachfrage der Kundinnen und Kunden.

Hochachtungsvoll,

Tina Andres
Vorsitzende Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW)

Pierrick De Ronne
Präsident La Maison de la Bio
 


[1] https://atlantico.fr/article/decryptage/les-engrais-et-la-securite-alimentaire-de-l-europe-l-autre-enjeu-du-bras-de-fer-entre-l-ue-et-la-russie-gilles-poidevin

[2] http://www.sage-couesnon.fr/mediastore/11/9277_1_FR_original.pdf

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