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Pressemitteilung

GAP ab 2028: Bio- und Umweltverbände fordern nachhaltige Ausrichtung

„Kein Zurück zur Gießkanne“

Berlin, 02. Dezember 2025. Der derzeit auf EU-Ebene sowie in Deutschland diskutierte Vorschlag der EU-Kommission für die Gemeinsame Agrarpolitik (GAP) nach 2027 stößt bei Landwirtschafts-, Naturschutz-, Verbraucherschutz- und Tierschutzverbänden sowie bei Verbänden aus der Entwicklungszusammenarbeit auf Kritik: „Kein Zurück zur Gießkanne!“ 

Rund 40 Verbände, darunter der Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW), kritisieren in einer gemeinsamen Stellungnahme, dass künftig keine Gelder mehr für die Leistungen von Bäuerinnen und Bauern im Umwelt-, Klima- und Tierschutz verbindlich reserviert werden sollen. Stattdessen soll der Hauptteil der rund 300 Milliarden Euro an EU-Geldern aus der GAP wieder verstärkt in Form von pauschalen Flächenprämien ausgeschüttet werden. Das ignoriert Empfehlungen der Zukunftskommission, dem Strategischen Dialog und der Wissenschaft und gefährdet die gesellschaftliche Akzeptanz der Agrarzahlungen.

Tina Andres, Vorsitzende des BÖLW, sagt:  

„Eine zukunftsfeste Agrarpolitik muss Umwelt-, Klima- und Tierschutz für Landwirtinnen und Landwirte wirtschaftlich attraktiv machen durch eine einkommenswirksame Honorierung ihrer Leistungen in diesen Bereichen.“ 

Um dies zu erreichen, fordern die Verbände die Bundesregierung und das Europaparlament auf, sich im Zuge der Verhandlungen deutlich für Nachbesserungen einzusetzen: 

  • Beibehaltung und schrittweise Ausweitung des Budgets für freiwillige Maßnahmen von Bäuerinnen und Bauern im Umwelt-, Klima und Tierschutz mindestens in dem Umfang der heutigen Öko-Regelungen und Agrarumwelt- und Klimamaßnahmen, wie z.B. der Förderung des ökologischen Landbaus 
  • Keine Benachteiligung von Agrarumwelt- und Klimaaktionen gegenüber den pauschalen Flächenprämien im Zuge der nationalen Kofinanzierung 
  • Ausweitung der Differenzierungsmöglichkeit der Basisprämie auf Umwelt- und Tierschutzaspekte 
  • Sicherstellung von europaweit einheitlichen ökologischen und sozialen Mindestanforderungen für den Erhalt von Fördermitteln  
  • Eine grundlegende Reform der Gemeinsamen Marktordnung zur Stärkung von Landwirtinnen und Landwirten in den Wertschöpfungsketten 

Die Forderungen wurden gestern in Berlin vor politischen Vertreterinnen und Vertretern aus der EU, Bund und Ländern vorgestellt. Dabei kamen auch Betroffene zu Wort.  

Lothar Goldmann, der mit seiner Familie in Südniedersachsen einen Hof mit rund 100 ha Acker und Grünland bewirtschaftet und 25 Rinder hält, erklärte:  
„Unser Hof liegt in einer Region mit einer kleinteiligen Agrarstruktur. Weltmarkt und Stückkostenoptimierung bieten uns keine Perspektive. Die Produktion öffentlicher Güter wie Biodiversität und Klimaschutz und deren Entlohnung in der GAP sind für unseren Hof daher ein bedeutendes wirtschaftliches Standbein, das nicht wegbrechen darf.“  

Johan Gerdes, derin Brandenburg einen Bio-Gemischtbetrieb mit rund 750 ha Fläche bewirtschaftet mit aktuell fast 20 verschiedene Kulturen und 150 Rindern, ergänzte:  
„Ich habe die große Sorge, dass wir in absehbarer Zeit gar keine Fördermittel mehr erhalten werden, weil die Landwirtschaft die Unterstützung der Gesellschaft verliert. Für die Landwirtschaft wäre das fatal. Aus Sicht der Gesellschaft kann ich es hingegen nachvollziehen, dass die Vergabe öffentlicher Gelder ohne erkennbare Gegenleistung zusehends an Legitimation verliert.“ 

Hintergrundinformationen: 

Die gesamte Stellungnahme der Verbände-Plattform:hier 

In der Verbände-Plattform zur GAP erarbeiten Verbände aus Landwirtschaft, Umwelt-, Natur-, Klima-, Verbraucher- und Tierschutz sowie der Entwicklungszusammenarbeit seit 2001 gemeinsame Stellungnahmen und Forderungen zur Weiterentwicklung der GAP. Die Koordination der Verbände-Plattform wird aktuell vom BUND in Kooperationmitder AbL übernommen. 


Ihr Kontakt zum BÖLW

Annette Bruhns
Leitung Presse- und Öffentlichkeitsarbeit

 +49 30 28482-308
bruhns[at]boelw.de