Berlin, 17. Juli 2025. Der Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft kritisiert die gestern in Brüssel vorgestellten Pläne zur Gemeinsamen Agrarpolitik als völlig unzureichend angesichts der Herausforderungen des Agrarsektors in Zeiten des Klimawandels und Artenschwunds.
Tina Andres, Vorstandsvorsitzende des Bio-Spitzenverbands, kommentiert:
„Mit der neuen GAP gibt die EU-Kommission ihre Verantwortung für den Ernährungssektor auf. Kommissar Christophe Hansen kündigt ‚Evolution statt Revolution‘ an, als litte der Sektor nicht längst unter Disruptionen, die ein ‚Weiter so‘ unmöglich machen. Angekündigt hatte Hansen in seiner Vision zwar richtigerweise einkommenswirksame Anreize für Agrarumweltleistungen. Doch im stark geschrumpften neuen GAP-Haushalt droht dieses Versprechen zwischen pauschalen Flächenprämien und nötigen Mitteln für Junglandwirte unterzugehen. Statt der Klima-Krise durch eine resiliente Landwirtschaft vorzubeugen, streckt Hansen der Gefahr seine ‚Crisis Bazooka‘ entgegen, ein 6,3-Milliarden-Euro-Topf. Allein die Flutkatastrophe im Ahrtal hat Schäden von mehr als 40 Milliarden Euro verursacht. Hansens Bazooka ist daran gemessen nicht mehr als eine Wasserpistole.
Was ist aus Europas Farm-to-Fork-Strategie geworden, die gute Ernährung und eine insektenfreundliche Landwirtschaft klug zusammen dachte? Der einzige Weg, um fruchtbare Böden und gute Ernten auch für künftige Generationen zu sichern, ist eine vielfältige Landwirtschaft. Der Ökolandbau schafft es, dem wachsenden Schädlingsdruck und Trockenheit mit innovativer Vielfalt standzuhalten, ohne chemisch-synthetische Pestizide und gewässerschädigender Überdüngung. Europas Bürgerinnen und Bürger sollen künftig für eine Ernährungspolitik zahlen, die zu weniger statt mehr Ernährungssicherheit führt.
Deutsche Bio-Bäuerinnen und Bio-Bauern, Bio-Verarbeiterinnen und Bio-Händler fordern die Regierung auf, ihrer gewachsenen Verantwortung für den Sektor gerecht zu werden, nachdem Brüssel diese nun an Berlin delegiert. Bio ist das einzige Segment, das im Lebensmittelsektor boomt. Rund 380.000 Menschen arbeiten für Bio, vorwiegend im ländlichen Raum – mehr als in der Chemieindustrie! In ihrem Namen ermahnen wir Rot-Schwarz an das Koalitionsversprechen, verlässliche Rahmenbedingungen für den Umweltschutz, für Tierwohl und Klimaschutz im Agrarsektor zu schaffen.“