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Pressemitteilung

Drastische Kürzungen bei Öko-Forschung: Regierungsfraktionen müssen Bruch des Koalitionsvertrags verhindern

Heimischer Wachstumsmarkt Bio durch Kürzung bei der Forschung ausgebremst

Berlin, 30. Juli 2025. Der vom Bundeskabinett beschlossene Entwurf des Bundeshaushalts für 2026 kann drastische Kürzungen und strukturelle Nachteile für die Förderung der Bio-Forschung bewirken. Tina Andres, Vorstandsvorsitzende des Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft, kommentiert:

„Die Haushaltspläne sind ein Schlag ins Gesicht der ökologisch wirtschaftenden Höfe und Unternehmen in Deutschland. Statt die einzige Wachstumsbranche in der deutschen Land- und Lebensmittelwirtschaft endlich mit den notwendigen Forschungsmitteln zu unterstützen, fällt Bundesminister Rainer mit seinem Etat-Vorschlag in alte und schlechte Zeiten zurück. Die Idee, ausgerechnet das bewährte und weltweit als Leuchtturm anerkannte Bundesprogramm Ökologischer Landbau (BÖL) in einen Gemischtwarenladen mit anderen Programmen zu werfen, hat schon zwischen 2011 und 2021 die Öko-Forschung zurückgeworfen und vor allem zu mehr Bürokratie in der Verwaltung geführt. Und es bremst das laufende Wachstum des Bio-Marktes.

Im Koalitionsvertrag haben Union und SPD explizit die Stärkung des Bundesprogramms Ökologischer Landbau versprochen. Die Regierungsfraktionen können und müssen jetzt zeigen, dass sie ihr Versprechen auch ernst nehmen – oder riskieren das Vertrauen der heimischen Bio-Höfe und -Unternehmen in die Politik zu zerstören.

Minister Rainer hat öffentlich immer wieder zwei Schwerpunkte für seine Amtszeit verkündet: einen Abbau von Bürokratie und eine Stärkung des Exports deutscher Lebensmittel. In Bezug auf Bio macht sein Haus genau das Gegenteil: das willkürliche Zusammenwerfen völlig unterschiedlicher Programme bei gleichzeitiger massiver Kürzung der Mittel zwingt die zuständige Verwaltung sich monatelang mit internen Umorganisationsprozessen zu beschäftigen – das bringt für die Forschung und die Praxis nichts! Und statt die heimische Bio-Wirtschaft in die Lage zu versetzen, die rasant steigende Bio-Nachfrage mit Innovationskraft aus dem Inland zu bedienen, fördert Rainer mit dieser Politik nur den Import aus anderen Ländern.“

Hintergrund

Das 2002 gegründete Bundesprogramm Ökologischer Landbau (BÖL) ist das zentrale Instrument der Bundesregierung zur Förderung der Forschung für Bio. Im Rahmen des BÖL werden jedes Jahr viele Forschungsprojekte gefördert, allerdings mit sehr bescheidenen Mitteln von zuletzt 40 Mio. Euro jährlich. Das entspricht weniger als 0,6 Prozent des Etats des Bundesministeriums für Landwirtschaft, Ernährung und Heimat (BMLEH). Inflationsbereinigt liegt das BÖL-Budget ca. 30 Prozent unter dem von 2002. Der Anteil der Mittel für die Öko-Forschung an den Agrarforschungsmitteln liegt nach Expertenschätzungen deutlich unter vier Prozent und damit weit unter dem Anteil der Bio-Höfe in Deutschland, der bei über 14 Prozent liegt. 2011 wurde das BÖL schon einmal um Förderung für „andere Formen nachhaltiger Landwirtschaft“ erweitert. Faktisch führte das zu einer massiven Kürzung der tatsächlich für die Öko-Forschung verfügbaren Mittel.

Der Regierungsentwurf für 2026 sieht vor, die vorgesehenen Mittel für die Öko-Forschung, die Ackerbaustrategie, das Programm „Proteine der Zukunft“ und die Eiweißstrategie in einem Topf zusammenzufassen und in der Summe von 67 Mio. Euro (2025) auf 54 Mio. Euro zu schrumpfen – ein Rückgang um 13 Mio. Euro bzw. 24 Prozent. Die für längerfristige Projekte entscheidenden Verpflichtungsermächtigungen (VE) sollen sogar von bisher 50,9 Mio. auf nur noch 38,6 Mio. Euro zusammengestrichen werden (ca. 32 Prozent).

Zuletzt wurde der sehr hohe Forschungsbedarf für Bio von einer Expertenkommission des BMLEH erfasst und der Politik übergeben: https://www.bmleh.de/DE/themen/landwirtschaft/oekologischer-landbau/forschung.html


Ihr Kontakt zum BÖLW

Annette Bruhns
Leitung Presse- und Öffentlichkeitsarbeit

 +49 30 28482-308
bruhns[at]boelw.de